NDMK - 21 | Kunstweg
Peter Rödler
Die leise Stimme der Vernunft
Die Installation ist eher ein Denk-Mal als ein Kunstwerk. Es schlägt eine Brücke vom Zeitmaß der Natur, die das Loch formte.
Das Denk-Mal Gletschertopf:
Steter Tropfen höhlt den Stein! So langsam ist der Gletschertopf nicht entstanden.
Es benötigte doch den hohen Druck großer Mengen Schmelzwassers das mit bis zu 200 km/h durch eine Engstelle gepresst wurde, wobei der mitgeführte Sand den Gletschertopf aus dem Gestein herausschmiergelte. Dabei muss dieses Hindernis zudem so beschaffen gewesen sein, dass ein Wirbel entstand und so dieses Loch formte.
Dennoch dauerte es sicher mehrere Lebensalter bis sich das Loch in der heutigen Größe geformt hatte und dann nochmal 25.000 Jahre bis wir ihn heute betrachten können.
Die Tropfen imitieren dieses natürliche Zeitmaß. Der Gletschertopf zeigt die Bedeutung und Wirkung von Dauer, wie auch die Wirkung vieler kleinen Prozesse: es waren nicht große Steine sondern Sand, die den Gletschertopf hervorbrachten.
Hier besteht eine assoziative Verbindung in die Menschenwelt:
Viele kleine Aktionen können großes bewirken. Jede kleine individuelle (lokale) Handlung kann ihren Beitrag zu einem Ziel leisten bis hin zu Wirkungen im globalen Maßstab, wenn diese mit Geduld und in der Gemeinschaft von möglichst vielen Menschen mit entsprechenden Zielen erfolgen:
Die Stimme der Vernunft ist leise, aber ausdauernd
(nach Siegmund Freud)
Diese Ausdauer ist aber ohne Hoffnung nicht denkbar. Deshalb das zweite Schild:
Der Ort der Zeit ist die Hoffnung
(Anonymus)
Es braucht immer Hoffnung Änderungen anzustreben und so Zukunft zu realisieren: Ohne Hoffnung keine Zukunft.
Zurück zum Gletschertopf
Der Gletschertopf ist aus einem Wasserwirbel entstanden. Wirbel entstehen nur durch Hindernisse und im Umfeld von Hindernissen! Diese Gemeinschaft, die ein Ziel anstrebt muss also nicht uniform, im Gleichschritt ‚an einem Strang ziehen‘. Im Gegenteil sind besonders solche Gemeinschaften besonders lebendig wirkungsvoll, die sich bei prinzipieller Übereinstimmung durchaus anstrengende Differenzen, Reibungen, Heterogenität zumuten! Uniforme Gesellschaften ebenso wie individualistische Gesellschaften in der die – ja nur scheinbare – Toleranz das BeGEGNEN (Buber) verhindert bilden keine Wirbel!
Lebendiges Begegnen ist leidenschaftlich!
Prof. Dr. Peter Rödler | Web
Prof. i.R. Uni Koblenz lebt und arbeitet in Frankfurt am Main
Allgemeine Pädagogik und Didaktik ohne Rest, Spezialist für tiefgreifende Entwicklungsstörungen im familiär-gesellschaftlichen Kontext
Weniger Künstler als ermutigender und aufklärerischer Lehrender, Berater und Mitdenker in Theorie und Praxis in vielen Zusammenhängen verschiedenster Disziplinen der Sozial– und Naturwissenschaften. (privat: Fotograph, Chor- und Tanzerfahrung, Nerd).